Cranachs »Schmerzensmann« auf dem Weg ins Mikroklima
Kaum jemand kommt den Kunstwerken eines Museums so nah wie die Restauratoren, doch nur wenige haben eine genaue Vorstellung von ihrer Arbeit. In Folge 3 unserer Depotreihe zeigen wir, wie Schreiner Thomas Holzhauer einen schützenden Klimarahmen für den Schmerzensmann baut.
Für die zum Teil 500 Jahre alten Cranach-Gemälde ist der Umzug in ein neues Museum besonders gefährlich: Viele sind auf Holztafeln gemalt. Ändert sich das Klima zu stark, kann sich das Holz wölben, die Malschicht reißt und die Farbe beginnt zu bröckeln. Damit das nicht passiert, hat der Schreiner Thomas Holzhauer maßgefertigte Klimarahmen für alle Cranach-Gemälde gebaut. Seit 15 Jahren fertigt er nach einem selbst entwickelten Verfahren schützende Rahmen für historische Gemälde.
Die Klimarahmen von Thomas Holzhauer sind für den Betrachter so gut wie unsichtbar.
Sie sind eine Art zweiter Rahmen, der in den historischen Rahmen der Gemälde eingebaut ist und das Bild zwischen zwei Glasplatten in ein Mikroklima einschließt.
Nachdem Anne Levin und Thomas Holzhauer den »Schmerzensmann« aus seinen historischen Holzrahmen genommen haben, misst der Schreiner Bild und Rahmen genau aus und notiert jede Wölbung, jede Unebenheit der Holztafel, damit er die sogenannten Abstandsleisten genau anpassen kann. Diese mit Filz beklebten Holzleisten sorgen dafür, dass das Bild später nicht an der gläsernen Frontscheibe anliegt.
Immer wieder hobelt Thomas Holzhauer feine Späne von den Leisten ab und vergleicht sie vorsichtig mit dem Gemälde, bis sie perfekt auf das Bild passen.
Jetzt wird der Abstands-Rahmen farblich an den historischen Rahmen angeglichen und hineingeleimt. Im zweiten Schritt befestigt Thomas Holzhauer noch einen zweiten Rahmen an der Rückseite des historischen Bilderrahmens. In ihn soll später die Schutzplatte eingesetzt werden.
Nachdem die Rahmen verklebt und die Glasplatte eingesetzt ist, isoliert Thomas Holzhauer die Leisten mit Aluminium. Sonst könnte Luftfeuchtigkeit eindringen. Damit das Klima im Rahmen ideal ist, müssen die nächsten Arbeitsschritte in einem optimal klimatisierten Raum passieren.
Vorsichtig setzen Anne Levin und Thomas Holzhauer das Gemälde ein.
Mit kleinen Korkstücken bringt der Schreiner das Bild in die optimale Position und fixiert es.
Eine doppelbödige Rückwand, die noch zusätzlich mit Klebefolie abgedichtet wird, versiegelt schließlich das Gemälde und schützt es vor klimatischen Veränderungen.
Nur so können die fragilen Kunstwerke für die Zeit der Ausstellung »Cranach in Weimar« vom Schlossmuseum ins Schiller-Museum umziehen.
Mehr zu Cranach:
Folge 1: Rendevouz im Museumsdepot
Folge 2: Cranach im Streiflicht
Zur Ausstellung »Cranach in Weimar«
Zum Interview »5 Fragen an Margot Käßmann«
Von Toska Grabowski und Benjamin Grau