Tipp · Kosmos Weimar
Daniel Poveda: »IN/VISIBLE«
Vom 8. Juli bis 27. Juli 2015 präsentiert das Bauhaus-Museum Weimar die Arbeit »IN/VISIBLE« von Daniel Poveda, Student im internationalen MFA-Studiengang »Public Art and New Artistic Strategies« / »Kunst im öffentlichen Raum und neue künstlerische Strategien« an der Fakultät Gestaltung der Bauhaus-Universität Weimar.
»IN/VISIBLE« widmet sich dem künstlerischen Produktionsprozess und der Rolle des Künstlers in globalisierten Dienstleistungsgesellschaften. Poveda zeigt im Bauhaus-Museum mit zwei großen Arbeiten die Ergebnisse zweier von ihm initiierten Auftragswerke sowie Korrespondenzen und Fotografien, die begleitend zur Produktion entstanden sind.
Für seine Masterarbeit ließ Daniel Poveda zwei zentrale Arbeiten der Gegenwartskunst in einem chinesischen Studio reproduzieren. China hat sich aufgrund der enormen Nachfrage zum größten Zentrum für Kunstkopien entwickelt. Viele professionell ausgebildete Künstler arbeiten dort anonym.
Poveda beauftragte zum einen die Nachbildung der Arbeit »fingerprint drawing« von Joel Shapiro aus dem Jahr 1969, ein berühmtes, minimalistisch aufgefasstes Werk, das in gleichmäßigen Reihen ausschließlich die Zeigefingerabdrücke des Künstlers zeigt.
Zum anderen ließ Poveda das Kunstwerk »Ant 82« des französischen Künstlers Yves Klein aus dem Jahr 1960 kopieren, das zur Reihe der berühmten »Anthropometrien« gehört. Sie zeigen Körperabdrucke auf Papier oder Leinwand. Klein zelebrierte eine Art Performance vor Publikum, in deren Rahmen nackte Frauen ihre Körper mit der leuchtend blauen Farbe »IKB« (International Klein Blue) bemalten und dann auf den Bildträgern »abdruckten«.
Beide Arbeiten sind eigentlich ›unkopierbar‹, sind sie doch unmittelbar an die Identität eines bestimmten Künstlers gebunden oder Resultat einer historisch einmaligen Situation.
»IN/VISIBLE« stellt die chinesischen Künstlerinnen in den Mittelpunkt künstlerischen Prozesses: Es ist unmöglich, diese beiden Werke zu reproduzieren, ohne Hinweise auf die Künstleridentität zu hinterlassen.
Ihre individuellen Fingerabdrücke und Körperformen machen die chinesischen Künstlerinnen als Urheber der Werke an kenntlich. Fotos dokumentieren den Kopierprozess der Künstlerinnen, die sonst für den Kunden unsichtbar arbeiten.
Poveda greift damit einerseits die Frage auf, was ein Kunstwerk als Original auszeichnet. Eine Frage, die vor dem Hintergrund völlig neuer Reproduktionstechniken ihren Ausgangspunkt bereits in den 1920er-Jahren hatte und die mit Blick auf die Massen heute kopierter Meisterwerke aus allen Epochen der bildenden Kunst aktueller denn je ist.
Gleichzeitig thematisiert er die Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit künstlerischer Arbeit unter verschiedenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen. Die Reflexion über die soziale Situation und Anerkennung eines Künstlers verbindet sich in seiner Arbeit so mit einem ökonomiekritischen Standpunkt.
Die öffentliche Verteidigung der Masterarbeit findet Montag, 6. Juli 2015, um 11 Uhr im Bauhaus-Museum Weimar, Theaterplatz 1, statt.