Eine Tagung nur aus Kaffeepausen?
Das Experiment BarCamp
Was ist ein BarCamp? Dieser Frage stellten sich am vergangenen Wochenende auch die knapp 150 Kulturvermittler, die aus ganz Deutschland zur Tagung »open spaces. Neue Medien in der kulturellen Bildung« in Weimar angereist waren.
Zum ersten Mal auf einer Kulturvermittlungstagung dieser Größenordnung hatte die Klassik Stiftung Weimar gemeinsam mit dem Bundesverband Museumspädagogik e.V., dem Arbeitskreis Museumspädagogik Ost e.V. und der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin zu einem BarCamp eingeladen und sich damit an ein für diese Branche neues Tagungsformat herangewagt.
Über das Konzept und den Ablauf eines BarCamps informierten wir bereits letzte Woche im Glossar.
Die Entscheidung für das Experiment BarCamp war nicht zuletzt aus der eigenen Erfahrung der Veranstalter entstanden, dass gerade Teilnehmer aus den verschiedenen Praxisfeldern der Kulturvermittlung stets eigene Erfahrungen, Problemstellungen und Fragen mit auf Tagungen bringen, für deren Diskussion die Zeit zwischen Vorträgen, moderierten Podiumsdiskussionen oder Workshops jedoch selten ausreicht.
Die besten Gespräche werden in den Kaffeepausen geführt, so hieß es oft.
Mit der Öffnung des Tagungsformats hin zu einem Format quasi »nur aus Kaffeepausen« wagten die Klassik Stiftung und ihre Veranstaltungspartner einen wichtigen Versuch, diesem »Problem« entgegen zu wirken und dabei zu hinterfragen, inwieweit bestehende Tagungsformate variabel und verbesserungsfähig sind.
Insbesondere weil das Thema der Tagung, »Neue Medien in der kulturellen Bildung«, ein so weites Feld an praktischen Anwendungen und theoretischen Fragestellungen aufwirft, entschieden sich die Veranstalter für eine Kombination aus herkömmlichen und neuen Tagungsformat.
Der erste Teil der Tagung orientierte sich mit einer Positionsbestimmung und verschiedenen Vorträgen an bewährten Tagungsabläufen. Dies sollte nicht zu Letzt dazu dienen, einen inhaltlichen »Unterbau« für das BarCamp zu schaffen und den Tagungsteilnehmern Gelegenheit geben, eigene inhaltliche Schwerpunkte und Fragestellungen zu sammeln. Den theoretischen Hintergrund zum BarCamp lieferte am Ende des ersten Tages der erfahrene BarCamp Moderator Moritz Avenarius, der in seinem Kick Off sowohl eine Einführung in den praktischen Ablauf des BarCamps gab, als auch sämtliche Fragen der Teilnehmer zum neuen Tagungsformat beantwortete.
Trotz aller Vorbereitungen war bis zum tatsächlichen Beginn des BarCamps nicht sicher, ob und wie das Format von den Teilnehmern angenommen werden würde.
Doch bereits während der Agendaplanung, innerhalb derer die Teilnehmer dem Plenum ihre Themenvorschläge vorstellten, zeigte sich, dass sämtliche Sorgen unbegründet waren. Innerhalb kürzester Zeit kamen 18 verschiedene Sessions zustande, die während eines Zeitraums von drei Stunden im Stadtschloss abgehalten wurden.
Die Sessions setzten sich unter anderem mit Crowdsourcing im Museum, Kulturvermittlung mit Apps, besondere Angebote für Familien, Mapping als Technik der Kulturvermittlung, aber auch kritischen Fragen wie »Was soll bleiben, wenn der Strom ausfällt?« und einer praktischen Erprobung der Zeitfenster Weimar App auseinander. Die vorherrschende Form der Sessions war die offene Diskussionsrunde, moderiert durch den jeweiligen Sessiongeber.
Am Ende des Tages fanden sich alle Teilnehmer zu einem gemeinsamen Fazit im Festsaal des Stadtschlosses zusammen.
Hat sich das BarCamp in der Praxis bewährt?
Das durchweg positive Feedback bestätigt den Erfolg des BarCamps. Das neue Tagungsformat soll auch in Zukunft in der Kulturvermittlung angewandt werden, so die einheitliche Meinung. Eine Rückkehr zum rein-traditionellen Tagungsstil konnte sich, zumindest in diesem Moment, keiner der Teilnehmer mehr vorstellen, denn, so formulierte es eine der Teilnehmerinnen salopp, »Nach einem BarCamp ist man für andere Tagungsformate versaut.«
Das Video zur Tagung: https://www.youtube.com/watch?v=651qZ15rt7c&feature=youtu.be