Um die Geschichte einer Epoche zu begreifen, ist nichts besser geeignet, als sich an die Orte zu begeben, an denen diese Epoche noch immer zu spüren ist.

So sieht es auch Teodora aus Bulgarien, die vom 14. bis zum 27. August 2011 am Europäischen Schülerseminar in Weimar teilgenommen hat. Sie wollte die Sommerferien sinnvoll nutzen und ihre verschiedenen Interessen miteinander verbinden: »Ich habe Spaß an der deutschen Sprache und interessiere mich für Geschichte. Außerdem reise ich gerne, besonders um in internationaler Umgebung neue Erfahrungen zu sammeln. Das Seminar hat meine Erwartungen wirklich übertroffen!«

Mit Teodora tauchten 15 weitere Schüler im Alter von 16 bis 18 Jahren aus Bulgarien, Estland, Frankreich, Griechenland und Deutschland in Weimar in die deutsche Geschichte des 19. Jahrhunderts ein. Zwei Wochen arbeiteten sie hier zu dem Thema »›Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens!‹ – Weimar und die Deutschen im neunzehnten Jahrhundert.« Im Rahmen von Seminaren, Führungen und Exkursionen erfuhren sie Grundlegendes, das sie anschließend in Kleingruppen im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek vertiefen konnten. So lernten sie nicht nur zahlreiche zentrale Orte der Weimarer Klassik kennen, sondern ganz nebenbei auch das Arbeiten und Nutzen einer Bibliothek und den Umgang mit Computern. Die bearbeiteten Themen reichten von der Freundschaft zwischen Goethe und Schiller über die Briefkorrespondenz zwischen Franz Liszt und Carl Alexander bis hin zur Entstehung des Goethe-Nationalmuseums. Am letzten Tag vor ihrer Abreise stellten die Schüler die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeit im Hörsaal des Studienzentrums vor. Dabei wurden durchaus auch kreative Ideen bei der Präsentation umgesetzt. So spazierten als Goethe und Schiller kostümierte Schüler durch den Raum und ließen posthum die Stationen dieser außergewöhnlichen Dichterfreundschaft Revue passieren.

Das Europäische Schülerseminar findet seit 2007 im Zweijahresrhythmus zu verschiedenen geschichtlichen Themen statt, die mit Weimar und seinen Persönlichkeiten in Verbindung stehen. Es wird von der Weimar-Jena-Akademie in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek und der Klassik Stiftung veranstaltet und von der Allianz Kulturstiftung und dem Freistaat Thüringen gefördert.

Von Caroline Völler