»Das scheint mir der Sinn von all dem Gerede über Kultur. Sie entsteht nur durch Ausfüllen des Pflichtkreises durch den Einzelnen.«
Käthe KollwitzKäthe Kollwitz notiert diesen Satz am 15. Februar 1915 in ihr Tagebuch. Der Tod ihres Sohnes Peters im Oktober 1914 ist das sie am stärksten erschütternde Ereignis ihres Lebens. Doch die Kunst bot ihr die Möglichkeit, den Verlust des Sohnes persönlich zu bewältigen und zugleich als Künstlerin ihren Beitrag in dieser schweren Zeit zu leisten, so Wolfgang Holler in seinem Blogbeitrag.
»Peter war Saatfrucht, die nicht vermahlen werden sollte. Er selbst war die Aussaat. Ich bin Träger und Entwickler seines Samenkorns. […] Da ich nun aber Träger sein soll will ich treu dienen. Ich darf nicht nur meine Arbeit vollenden – ich soll sie vollenden. Das scheint mir der Sinn von all dem Gerede über Kultur. Sie entsteht nur durch Ausfüllen des Pflichtkreises durch den Einzelnen.«
In: Käthe Kollwitz. Die Tagebücher. 1908-1943. Hrsg. und mit einem Nachwort versehen von Jutta Bohnke-Kollwitz. Neuausgabe. München 2012, S. 183.