»Rainbow – Das Leben ist bunt«
»Von Winckelmann inspiriert – Bauhaus-Künstler zwischen moderner Antike und antiker Moderne«: In seiner Arbeit befasst sich Künstler Philipp Valenta mit Winckelmanns Biographie zwischen einer idealen Antike und den Abgründen des Lebens.
Bereits 2014 entstand eine andere Arbeit mit dem Titel »Rainbow«, die eine Art Regenbogen aus Münzrollenpapier zeigt. Während damals das Verpackungsmaterial verwendet wurde, wird nun, in Anbetracht des Lebens von Johann Joachim Winckelmann,auf echtes Geld in Verbindung mit Licht zurückgegriffen.
Für »Rainbow – Das Leben ist bunt« wurde eine handelsübliche Neonröhre mit sechs Banknoten in einem Gegenwert von 880€ versehen. Die in der Reihenfolge 10, 50, 200, 100, 20 und 500 angebrachten Scheine bilden in ihrer so aufeinanderfolgenden Farbreihe das Spektrum des Regenbogens ab, welches sich diffus an der Wand zeigt. Ein Regenbogen, auch als Symbol von LSBTTIQ bekannt, gebildet aus einer großen Summe Geld, dass das reine weiße Licht in eine bunte, ineinanderlaufende Farbfläche verwandelnd, verbindet den wissenschaftlichen Polychromie-Streit mit dem Leben und den Neigungen Winckelmanns sowie der heutigen Zeit.
Johann Joachim Winckelmann ist unter anderem bekannt für die Verfechtung der »weißen« Antike. Wie wir heute wissen, war dem nur in besonderen Fällen so: Eine Vielzahl von Gebäuden und Skulpturen war bemalt, verschalt, vergoldet und beschlagen, sozusagen: bunt. Dennoch beeinflusst der Glaube an das edle Weiß immer noch nachhaltig unseren Eindruck der Antike, wie auch unser heutiges Empfinden von Stil und Eleganz.
Winckelmann selbst war sich, so nehmen einige Historiker an, der Unvollständigkeit seiner Behauptung sehr wohl bewusst. Ob entschieden oder unwissend, Winckelmann befeuerte damit den bis heute noch in Teilen andauernden »Polychromie-Streit«, der genau die Farbigkeit antiker Kunst und Architektur zum Thema hat.
Die Farbigkeit oder »Buntheit«, als Schlagwort von LSBTTIQ benutzt, findet sich nach einschlägiger Meinung auch in Winckelmanns eigenem Leben wieder. In einer Zeit und einem beruflichen Umfeld, welche man für Menschen mit homosexueller Neigung getrost als »schwierig« bezeichnen kann, finden sich Winckelmanns extatische Beschreibungen griechischer und teils römischer Skulpturen junger Männer.
Das Verlangen nach Perfektion und dem astralen, makellosen Körper lässt das reine Weiß auf einmal logischer erscheinen als eine große Farbigkeit. Auch heute noch stehen sich der Druck des perfekten Körpers und die oftmals besprochene Toleranz und Vielfalt auch bei homosexuellen Männern entgegen und gegenüber.
Man kann nur mutmaßen, was Winckelmann in seiner Zeit (sicherlich auch nicht allzu »out« und offenkundig) suchte. Er fand jedoch bei seinem Kontakt zu Francesco Arcangeli, der vielleicht auch eine Liebelei beinhaltete, tragischerweise den Tod – und das wegen seiner Ersparnisse, die er ihm gutgläubig zeigte. Johann Joachim Winckelmann war zum Zeitpunkt seines Todes vom astralen, antiken Ideal weit entfernt und in die bunten, teilweise recht dunkel gefärbten Abgründe des Lebens geraten. Eine Biographie, die sich zwischen weiß und bunt ähnlich bricht wie ein Lichtstrahl im Prisma.
Unter dem Motto »Von Winckelmann inspiriert – Bauhaus-Künstler zwischen moderner Antike und antiker Moderne« haben wir Künstlerinnen und Künstler der Bauhaus-Universität Weimar dazu eingeladen, sich kreativ mit Johann Joachim Winckelmann und seinem Wirken zu beschäftigen. Bis zum Ende der Ausstellung am 2. Juli veröffentlichen wir die unterschiedlichen Ergebnisse dieser künstlerischen Zusammenarbeit wöchentlich im Blog.
Die Ausstellung »Winckelmann. Moderne Antike« ist vom 7. April bis 2. Juli 2017 im Neuen Museum in Weimar zu sehen.