Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Reinigen: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Auspacken: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann(Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Dokumentieren: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Entrahmen: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Reinigen: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Rendevouz im Museumsdepot

Kaum jemand kommt den Kunstwerken eines Museums so nah wie die Restauratoren, doch nur wenige haben eine genaue Vorstellung von ihrer Arbeit. Wir zeigen, was vor einer großen Ausstellung wie »Cranach in Weimar« zu tun ist.    

Seit 2008 arbeitet Anne Levin als Gemälderestauratorin bei der Klassik Stiftung Weimar. Vor einer Schau wie der Jahresausstellung »Cranach in Weimar« hat sie alle Hände voll zu tun. Etwa 30 Gemälde wird sie im Vorfeld der Ausstellung eingehend untersuchen, dokumentieren und für die Schau vorbereiten. Wir haben Anne Levin bei ihrer Arbeit am Gemälde »Schmerzensmann« von Lucas Cranach d.Ä. im Museumsdepot begleitet.

Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment) , um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Der Schmerzensmann

Der Schmerzensmann (1515) von Lucas Cranach d.Ä. zählt zum Bildtypus des »Christus als Schmerzensmann«, der sich bereits im frühen Mittelalter als »Imago Pietatis« (Bild der hingebenden Gnade) entwickelte. Das Gemälde vermittelt verschiedene Szenen der Passion Christi: die Dornenkrönung, Kreuzigung, Beweinung und Auferstehung.¹

Unser Schmerzensmann wirft für die Cranach-Forschung einige Fragen auf:

Warum blieb das Gemälde nur als Fragment überliefert? Für wen wurde es gefertigt und mit welcher Funktion?

Gemeinsam mit den Kunsthistorikern der Stiftung sucht Anne Levin nach Antworten.

Ankommen im Museumsdepot: Auspacken – Entrahmen – Reinigen – Staunen

Wenn der Schmerzensmann aus dem gewohnten Raumklima der Cranach-Galerie im Weimarer Schlossmuseum für Untersuchungen ins Museumsdepot transportiert wird, ist es zuallererst wichtig, für Klimastabilität zu sorgen. Die Werkstätten des Depots ermöglichen den Restauratoren eine Arbeit bei regulierbarem Klima. Da sich die Gemälde aus konservatorischer Sicht in einem guten Zustand befinden, ist Anne Levin im Falle der Cranachs vor allem mit technologischen Untersuchungen befasst. Die Ergebnisse ihrer Arbeit sind auch wichtig für den ersten umfassenden Bestandskatalog aller Weimarer Cranach-Werke, der im Zuge der Ausstellung entsteht.

 

Auspacken: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment) , um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Auspacken: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Nach dem Entpacken beginnt Anne Levin sofort mit der Dokumentation offensichtlicher Fakten zum Bild: Zustand, Einrahmung und, wenn vorhanden, Beschriftungen oder Aufkleber, die für die Provenienz des Gemäldes wichtig sein können.

 

Dokumentieren: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment) , um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Dokumentieren: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Das Holz, d.h. der Bildträger, auf dem das Gemälde ausgearbeitet ist, verrät viel über die Historie des Bildes selbst. So ermöglichen bestimmte Holzarten wie Buchenholz eine dendrochronologische Altersbestimmung und geben unter Umständen Aufschluss darüber, woher der Maler seine Materialien bezogen hat. Im Falle des Schmerzensmannes wurde allerdings auf Lindenholz gearbeitet. Da Lindenholz aufgrund seines ungleichmäßigen Wuchses keine Altersbestimmung zulässt, müssen dabei spätere Untersuchungen helfen.

 

Entrahmen: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment) , um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Entrahmen: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Anne Levin nimmt das Bild behutsam aus seinem Schmuckrahmen. Kleine Staubpartikel entfernt sie mit Sauger und Pinsel. Wir trauen uns etwas näher an den Schmerzensmann heran und staunen über die satten Farben und feine Ausführung des Gemäldes.

 

Untersuchen: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment) , um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Reinigen: Lucas Cranach d.Ä., Schmerzensmann (Fragment), um 1515 © Klassik Stiftung Weimar

Sind diese ersten Arbeiten erledigt, kann sie mit den technologischen Untersuchungen beginnen. Sie betrachtet den Schmerzensmann im Auflicht, im Streiflicht, unter UV-Fluoreszenzanregung und unter dem Mikroskop. Gleichzeitig werden Infrarot- und Röntgenaufnahmen verglichen und ausgewertet. Pigmentanalysen ergänzen die Ergebnisse. Wir berichten in der nächsten Folge.

¹ Vgl. Cranach in Weimar, hrsg. von Wolfgang Holler und Karin Kolb, Ausstellungskatalog Schiller-Museum 2015, Sandstein Verlag, Dresden 2015

Mehr zu Cranach

Folge 2: Cranach im Streiflicht

Folge 3: Cranachs »Schmerzensmann« auf dem Weg ins Mikroklima

Zur Ausstellung »Cranach in Weimar«

Zum FAZ-Artikel: Der große Erzähler unter den Malern