Der deutsch-iranische Schriftsteller SAID. Foto: Michele Corleone © Juliane Roderer

5 Fragen an SAID

Der deutsch-iranische Schriftsteller SAID liest auf dem Festival MelosLogos aus seinem Werk »Das Niemandsland ist unseres: West-östliche Betrachtungen«. Seine Themen sind unter anderem der persische Dichter Hafis und Goethes west-östlicher Divan. Einem schriftlichen Interview hat SAID sofort zugestimmt; geantwortet hat er kurz und prägnant.

SAID, Sie schreiben: »seit ich mich erinnern kann, war hafis bei uns im haus zugegen. sein diwan stand, in dickem, dunklen samt eingeschlagen, im wohnzimmer auf der wandnische. sichtbar wie eine ikone, die tröstet.« Was bedeutet Ihnen Hafis und sein Diwan heute?

er steht mir bei, jenseits der tagespolitschen aufregungen –
mit seinen gedichten.

Hafis‘ Diwan sei in ärmeren Häusern oft das einzige Buch neben dem Koran. Wie erklären Sie sich diese außergewöhnliche Stellung, die der Dichter in der iranischen Gesellschaft genießt?

er berührt die iranische seele durch seine haltung.

Haben Sie ein Lieblingsghasel, ein Lieblingsgedicht von Hafis?

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Goethe inspirierte die Auseinandersetzung mit Hafis zu seinem West-östlichen Divan. Er allein habe unter der Schar der europäischen Hafis-Verehrer diesen wirklich erfasst. Weshalb?

goethe hat hafis angenommen ohne gönnerhaftigkeit, koloniale gelüste und vergleichszwang.

In Ihrem Essay »ein kind auf der suche nach europa« schreiben Sie, der Dialog zwischen dem Westen und dem Islam erinnere an ein Gespräch zwischen einem Tauben und einem Blinden. Was können wir noch heute von Goethe lernen?

zuhören, zuhören, zuhören – ohne die eigene haltung zu verleugnen.

SAID

SAID wurde 1947 in Teheran geboren und kam 1965 nach München, um dort zu studieren. Hier verbanden sich nach eigenen Angaben seine literarischen Interessen mit einem politisch-demokratischen Engagement. Eine Rückkehr in den Iran war damit ausgeschlossen. SAID lebt in München und wurde unter anderem mit der Goethe-Medaille und dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

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