Drei Schülerinnen stellen die Übergabe eines Mosaikbilds nach. Herzogin Anna Amalia hatte es auf ihrer Italienreise von Papst Pius IV erhalten. Foto: André Kühn © Klassik Stiftung Weimar

Die Ergebnisse der Inszenierung werden kritisch betrachtet. Foto: André Kühn © Klassik Stiftung Weimar

Auf dem Programm stand auch eine Führung durch das Wittumspalais. Foto: André Kühn © Klassik Stiftung Weimar

TextLabor Weimar

Schülerinnen und Schüler der 6. Klasse haben in Weimar die Brief- und Reisekultur der Zeit um 1800 erkundet und ihre Erfahrungen in eigenen Kunstwerken umgesetzt.

Bereits Wochen vor ihrem Besuch in Weimar haben sich die 34 Schülerinnen und Schüler der Geschwister-Scholl-Regelschule aus Bad Blankenburg mit den Themen »Briefkultur« sowie »Reisen um 1800« auseinandergesetzt. Nun stapeln sich im Seminarraum des Wittumspalais mit Tinte und Feder in Kurrentschrift angefertigte Steckbriefe und Plakate mit knalligen Reisebildern.

Rege diskutieren die Kinder, wie man früher ans Ziel gelangte, ob es noch Parallelen zum heutigen Reisen gebe und was Goethe und Anna Amalia eigentlich an Italien so faszinierte. »Weil es in Italien wärmer ist und weil das Essen besser schmeckt«, lauten zwei der Vorschläge. Vor allem die Suche nach antiker Kunst sei es gewesen, die Goethe nach Italien trieb, erklärt Projektmitarbeiterin Veronika Spinner, bevor sich die Gruppe zum Rundgang durch das Wittumspalais aufmacht.

Die Ergebnisse der Inszenierung werden kritisch betrachtet. Foto: André Kühn © Klassik Stiftung Weimar

Die Ergebnisse der Inszenierung werden kritisch betrachtet. Foto: André Kühn © Klassik Stiftung Weimar

Im Tafelrundenzimmer angelangt, begutachten die Kinder aufmerksam jeden Winkel des Raumes, vom Kronleuchter bis zu den Rissen im alten Dielenboden. Doch ein Objekt scheint sie besonders zu faszinieren: Mit fragenden Blicken betrachten sie eine aus Messingblech gefertigte Bettpfanne im Schlafgemach der Herzogin Anna Amalia. »Die Bettpfanne wurde vor dem Schlafengehen mit glühenden Kohlen befüllt und unter die Decke gestellt«, erklärt Veronika Spinner. »Damit wurde dann kurzzeitig für Wärme gesorgt, denn es war sehr kalt in den Räumen ohne Kamin. Was damals als praktisch galt, kann man sich heute nicht vorstellen. Es wäre auch viel zu gefährlich«.

Wieder im Seminarraum angelangt, werden die Gruppenarbeiten verteilt. Ausgestattet mit Papier, Stift und Kamera dürfen die fünf Gruppen das Wittumspalais nun auf eigene Faust erkunden. Neben der Recherche nach unbekannten Objekten sollen sie sich auch mit szenischen Darstellungen befassen: Drei Schülerinnen stellen die Übergabe eines Mosaikbilds nach, das den Konstantinbogen zeigt. Die Herzogin hatte es auf ihrer Italienreise von Papst Pius IV erhalten. Die anfängliche Scheu vor der Aufgabe weicht zunehmender Erheiterung, bis die Schülerinnen nach einigen Anläufen und lautem Gelächter zufrieden mit ihren Fotos sind.

Auf dem Programm stand auch eine Führung durch das Wittumspalais. Foto: André Kühn © Klassik Stiftung Weimar

Auf dem Programm stand auch eine Führung durch das Wittumspalais. Foto: André Kühn © Klassik Stiftung Weimar

Im Nebenraum wird hastig nach Ausstellungsstücken gesucht, die man in dieser Form heute nicht mehr finden würde: »Ganz klar die Bettpfanne, das verschnörkelte Kaminbesteck und das winzige Bett in der Nische. Dafür gäbe es heute viel mehr Platz!«, heißt es.

Nach und nach schlendern die Gruppen zurück in den Seminarraum, um ihre Ergebnisse zu vergleichen und sich auszutauschen. In der Schule werden die Schülerinnen und Schüler ihre Eindrücke künstlerisch umsetzen und diese dann gemeinsam mit anderen Klassen im Festsaal des Stadtschlosses präsentieren.

Das Bildungsprojekt »TextLabor Weimar –
Literatur in Archiv, Museum und Schule«

»TextLabor Weimar« wurde 2013/2014 gemeinsam mit dem Lese-Zeichen e.V. entwickelt und von der PwC-Stiftung Jugend – Bildung – Kultur gefördert. Seitdem wird es mindestens einmal jährlich gemeinsam von Mitarbeiterinnen des Goethe- und Schiller-Archivs und des Referats Forschung und Bildung durchgeführt.

2017 waren zwei Thüringer und zwei Niedersächsische Schulklassen aus Regel- und integrierter Gesamtschule zu Gast in Weimar. Bereits in der Schule haben sich die Schülerinnen und Schüler auf ihren Besuch in Weimar vorbereitet. Vor Ort nehmen sie dann im Goethe- und Schiller-Archiv Handschriften der Dichter genauer unter die Lupe und folgen den Spuren der Dichter sowie ihrer literarischen Werke in der Stadt. Ihre Erlebnisse setzen die Schülerinnen und Schüler anschließend begleitet von ihren Lehrern in Workshops in der Schule in eigene Kunstwerke um.

Mehr zum Projekt »TextLabor Weimar«

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