Theresa Berger, der Suff, Aquarellstifte auf Papier, 24 x 30 cm © Theresa Berger

Theresa Berger, das leichte Kleid, Aquarellstifte auf Papier, 24 x 30 cm © Theresa Berger

Theresa Berger, Sixpack, Aquarellstifte auf Papier, 24 x 30 cm © Theresa Berger

Über zu perfekte Schönheit

»Von Winckelmann inspiriert – Bauhaus-Künstler zwischen moderner Antike und antiker Moderne«: Theresa Bergers Arbeit setzt sich mit Winckelmanns Vorliebe für die Ästhetik antiker Skulpturen und der in ihren Augen zu perfekten Schönheit und der standardisierten Ästhetik auseinander, die in ihren Augen von perfekt schönen Körpern und deren Verklärung bestimmt ist.

Johann Joachim Winckelmann, ein Wegbereiter der Kunstgeschichte und der Wegbereiter der Klassischen Archäologie prägte aus seiner Faszination für die griechische Antike und deren Studium einen Wertemaßstab der Ästhetik. In der Kunst der Klassischen Antike würden Freiheit und Schönheit im Besonderen festgehalten und die »schönste Natur« in einer vollendeten und unnachahmlichen Perfektion dargestellt. Zugleich fordert Winckelmann in seinen die deutsche Klassik prägenden Schriften die Nachahmung ebendieser bereits perfekten Kunst um selbst neue Größe zu erreichen.

Theresa Berger, das leichte Kleid, Aquarellstifte auf Papier, 24 x 30 cm © Theresa Berger

Theresa Berger, das leichte Kleid, Aquarellstifte auf Papier, 24 x 30 cm © Theresa Berger

Doch welche Bedeutung hat die Forderung nach Nachahmung heute, mehr als 250 Jahre nach Winckelmanns Veröffentlichungen? Stile, Regeln, Ästhetikvorstellungen, all diese können in ihrer Vielfalt nur schwerlich verallgemeinert werden. Auch ist es explizit nicht Ziel des Studiums, nachzuahmen, um hierdurch »wahre Kunst« zu erlernen. Vielmehr steht konzeptionelles Arbeiten im Vordergrund, wobei Emotionen, individueller Geschmack, persönliche Erfahrungen, aber auch der Einfluss der jeweiligen Lehrer prägend auf die entstehenden Werke wirken, die dann entweder dem aktuellen Zeitgeschmack unterliegen oder eben nicht.

Theresa Berger, Sixpack, Aquarellstifte auf Papier, 24 x 30 cm © Theresa Berger

Theresa Berger, Sixpack, Aquarellstifte auf Papier, 24 x 30 cm © Theresa Berger

Das zumeist kunstgeschichtlich geprägte Studium von Kunstwerken vergangener Stilepochen dient der Erweiterung des Wissens, dem besseren Verständnis angewandter Techniken, aber auch der eigenen Inspiration. Dabei entstehen in der Regel, vielleicht abgesehen von einigen historisierenden Tendenzen in der Architektur, nicht Nachahmungen des Gesehenen, sondern Reaktionen oder Antworten darauf.

Winckelmanns ausgeprägte Vorliebe für die Ästhetik antiker Skulpturen wird bestimmt von perfekten Körpern, der »schönsten Natur« und ihrer Verklärung. Seine Vorstellungen waren der Anlass griechische Skulpturen zu studieren und diese zu interpretieren.

Meine Arbeit ist eine Reaktion auf die zu perfekte Schönheit und die standardisierte Ästhetik, die mit der damaligen und heutigen Realität oft nur wenig gemein haben dürfte.

Theresa Berger

Theresa Berger, geboren 1988 in Zwenkau, studierte bis zu ihrem Diplom 2012 an der Bauhaus-Universität Weimar und an der IUAV Universität in Venedig (Italien) »Freie Kunst«. Neben einem zweiten Studium der Erziehungs- und Rechtswissenschaften an der Universität Erfurt war sie in den letzten Jahren in verschiedenen Kunstprojekten künstlerisch, pädagogisch und kuratorisch tätig. Sie lebt und arbeitet in Weimar.

Unter dem Motto »Von Winckelmann inspiriert – Bauhaus-Künstler zwischen moderner Antike und antiker Moderne« haben wir Künstlerinnen und Künstler der Bauhaus-Universität Weimar dazu eingeladen, sich kreativ mit Johann Joachim Winckelmann und seinem Wirken zu beschäftigen. Bis zum Ende der Ausstellung am 2. Juli veröffentlichen wir die unterschiedlichen Ergebnisse dieser künstlerischen Zusammenarbeit wöchentlich im Blog.

Die Ausstellung »Winckelmann. Moderne Antike« ist vom 7. April bis 2. Juli 2017 im Neuen Museum in Weimar zu sehen.

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Ein Kommentar

  • Winckelmanns perfektes Schönheitsideal nach Goethe:

    “…denn das letzte Produkt der sich immer steigernden Natur, ist der schöne Mensch. Zwar kann sie ihn nur selten hervorbringen, weil ihren Ideen gar viele Bedingungen widerstreben, und selbst ihrer Allmacht ist es unmöglich, lange im Vollkommnen zu verweilen und dem hervorgebrachten Schönen eine Dauer zu geben. Denn genau genommen kann man sagen, es sei nur ein Augenblick, in welchem der schöne Mensch schön sei.

    Dagegen tritt nun die Kunst ein, denn indem der Mensch auf den Gipfel der Natur gestellt ist, so sieht er sich wieder als eine ganze Natur an, die in sich abermals einen Gipfel hervorzubringen hat. Dazu steigert er sich, indem er sich mit allen Vollkommenheiten und Tugenden durchdringt, Wahl, Ordnung, Harmonie und Bedeutung aufruft, und sich endlich bis zur Produktion des Kunstwerkes erhebt, das neben seinen übrigen Taten und Werken einen glänzenden Platz einnimmt. Ist es einmal hervorgebracht, steht es in seiner idealen Wirklichkeit vor der Welt, so bringt es eine dauernde Wirkung, es bringt die höchste hervor…”

    Ron -