Franziska Becher: »OPOLUS«
»Von Winckelmann inspiriert – Bauhaus-Künstler zwischen moderner Antike und antiker Moderne«: Franziska Becher sieht Gier als eine der Eigenschaften an, die Menschen damals wie heute gleichermaßen prägt.
Opolus verbindet Antike, d.h. das Material Gold, ein Herrscherprofil und eine der ältesten Sprachen der Welt, mit einem der aktuellsten Zahlungsmittel der Gegenwart und einer digitalen Geldeinheit, dem Bitcoin.
Opolus besitzt die Größe einer Ein-Cent-Münze.
Der Text auf der Münze ist mit Buchstaben des phönizischen Alphabets geschrieben, einer Schrift, deren Ableitungen fast allen heute gebräuchlichen Schriften der Welt zugrunde liegt und soviel bedeutet wie »Die Natur des Menschen ist konstant und durch Gier und Machtstreben geprägt« (Thukydides) und symbolisch somit Antike und Gegenwart verbindet.
Johann Joachim Winckelmanns tragischer Tod ist ein trauriges Beispiel für die im Zitat wenig ehrenhafte Charakteristik des menschlichen Wesens.
Im April 1768 wollte Winckelmann nach Deutschland reisen, er erkrankte während der Fahrt und brach die Reise ab. Auf dem Rückweg traf er auf Francesco Arcangeli. In den folgenden Tagen trafen sich die beiden Männer häufig. Winckelmann zeigte Arcangeli wertvolle Gold- und Silbermünzen und weckte dessen Gier. Arcangeli versuchte nun mehrfach, sich Winckelmann zu entledigen, um in den Besitz der Münzen zu gelangen. Der erste Mordversuch durch Strangulierung misslang. Trotz heftigster Gegenwehr Winckelmanns erstach Arcangeli ihn schließlich auf brutalste Weise.
Nach seiner Festnahme rechtfertigte er sich, indem er die Schuld Winckelmann zuschob, da dieser ihm die Münzen gezeigt habe. Diese hätten die ›Gier‹ in ihm geweckt – ein Charakterzug, der dem Menschen innewohnt, für welchen er nichts kann.
Opolus zeigt, dass sich Menschen in ihrem Wesen nicht verändern. Der in der Antike lebende und der heutige moderne Mensch werden von gleichen Werten im positiven wie negativen Sinne geprägt.
Unter dem Motto »Von Winckelmann inspiriert – Bauhaus-Künstler zwischen moderner Antike und antiker Moderne« haben wir Künstlerinnen und Künstler der Bauhaus-Universität Weimar dazu eingeladen, sich kreativ mit Johann Joachim Winckelmann und seinem Wirken zu beschäftigen. Bis zum Ende der Ausstellung am 2. Juli veröffentlichen wir die unterschiedlichen Ergebnisse dieser künstlerischen Zusammenarbeit wöchentlich im Blog.
Die Ausstellung »Winckelmann. Moderne Antike« ist vom 7. April bis 2. Juli 2017 im Neuen Museum in Weimar zu sehen.