Im Gespräch mit Künstler
Timm Kregel
In diesem Jahr stammen die Kunstwerke zur Pflanzenschau »Kamelie und Skulptur« von Timm Kregel. Auch eine 150 Jahre alte Buche aus dem Schlosspark Belvedere kehrt als Skulptur zurück.
Nach einem ersten Rundgang durch die Orangerie bleiben wir am Durchgang zum Roten Turm stehen. Timm Kregel ist begeistert von diesem Raum. Und genau hier befindet sich eine Skulptur, die der Künstler eigens für diese Schau angefertigt hat. »Für mich persönlich ist sie besonders wichtig, aber auch wegen der Authentizität des Ortes«, sagt Kregel. Als die Klassik Stiftung vor 12 Jahren mehrere Bäume im Park Belvedere krankheitsbedingt fällen musste, stellte sie sie ihm zur Verfügung. Ein Freund half, die großen Stämme zu zerkleinern und handhabbar zu machen, erinnert sich der Künstler. Aus dem letzten verbliebenen Stamm, einer 150 Jahre alten Buche, entstand nun die Skulptur »Zweitgefieder«.
Holz sei schon immer ein wichtiges Material für ihn gewesen, sagt Timm Kregel, der vor seinem Studium der Malerei und Grafik an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle Marionettenbauer am Halleschen Puppentheater war. Über die Technik des Holzschnitzens, die er für den Marionettenbau erlernte, entwickelte sich neben seinem grafischen auch das plastische Werk.
Heute nutzt Timm Kregel für seine Skulpturen neben Holz auch Aluminiumguss. Besonders fasziniere ihn daran die entstehende Oberflächenstruktur. Nachdem das Material in eine Form gegossen ist, kann es mit einem Spachtel nachbearbeitet werden, um Löcher, Mulden und andere Formen entstehen zu lassen. »Das Aluminium hat die Tendenz, sich zurückzuziehen und immer wieder runde Formen zu bilden.« Auf diese Weise entständen die amorphen Strukturen seiner Skulpturen.
Auf das Thema seiner Arbeiten angesprochen, zieht Timm Kregel ein Blatt Papier mit einem Goethe-Zitat hervor. Erst neulich habe er es entdeckt. Es beschreibe ganz gut, was ihn bewege und antreibe.
»Die Gottheit ist wirksam im Lebendigen, aber nicht im Toten; sie ist im Werdenden und sich Verwandelnden, aber nicht im Gewordenen und Erstarrten. Deshalb hat auch die Vernunft in ihrer Tendenz zum Göttlichen es nur mit dem Werdenden, Lebendigen zu tun, der Verstand mit dem Gewordenen, Erstarrten, daß er es nutze.«
(aus Johann Peter Eckerman: Gespräche mit Goethe in den letzten Jahren seines Lebens, Kapitel 112)
Wachstumsprozesse und kontinuierlicher Wandel sind die Themen, die sich durch sein Werk ziehen. Schließlich gehe es im Leben immer um Veränderungen. Gleiches gelte für den Prozess einer künstlerischen Arbeit: »Am Beginn steht zwar immer eine Idee. Aber dieser ungefähre Plan unterliegt mannigfaltigen Modifizierungen«, sagt er.
Schritt für Schritt wandelte sich auch der Stamm der 150 Jahre alten Buche, bis aus ihr die Skulptur »Zweitgefieder« entstand. Filigran und zartgliedrig, mit einem Kern aus Aluminiumguss, ist sie nun in verwandelter Gestalt an ihrem Ursprungsort zurückgekehrt.
Timm Kregels Skulpturen sind bis 17. April in der Orangerie Belvedere zu sehen. Die Ausstellungsreihe »Kamelie und Skulptur« findet in Kooperation mit der Weimarer Galerie Profil statt. Dort werden bis 6. April Holzschnitte, Monotypien, Wandarbeiten sowie eine Bronzearbeit des Künstlers gezeigt.