Dörte Helm: Porträt Johannes Ilmari Auerbach mit der Büste von Hugo Hertwig, 1919 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Porträtbüste der Bauhäuslerin Dörte Helm mit Johannes Auerbach im Hintergrund, 1919 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Johannes Ilmari Auerbach, Akt, 1926 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Johannes Ilmari Auerbach, The Sound, 1925 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Johannes Ilmari Auerbach, Entwurf für ein Bauhaus-Signet, 1919 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Johannes Ilmari Auerbach, Porträtbüste, 1919 (Bauhaus Weimar) © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Porträtfoto Johannes Ilmari Auerbach © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Johannes Ilmari
Auerbach

Der deutsch-jüdische Bildhauer und Bauhäusler Johannes Ilmari Auerbach ist bis heute weitgehend unbekannt. Das liegt sicherlich auch daran, dass fast sein ganzes bildhauerisches Werk 1933 als Folge seiner politischen Verfolgung verloren gegangen ist und sich nur in professionellen Fotografien erhalten hat.

Die Ausstellung in Weimar stellt mit mehr als 120 Exponaten das Frühwerk des Künstlers aus den Jahren 1910 bis 1935 vor. Zahlreiche Arbeiten werden erstmals öffentlich gezeigt.

Porträtbüste der Bauhäuslerin Dörte Helm mit Johannes Auerbach im Hintergrund, 1919 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Porträtbüste der Bauhäuslerin Dörte Helm mit Johannes Auerbach im Hintergrund, 1919 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Die Familie, besonders seine jüngere Schwester Dr. Cornelia Schröder-Auerbach, hat sich um den Nachlass verdient gemacht und die Autobiographie in Briefen 1989 sowie 1991 eine Ausstellung im Romantikerhaus in Jena ermöglicht.

Die Anregung zur Ausstellung in Weimar ging von der Tochter der Bauhäuslerin Dörte Helm aus, mit der Johannes Auerbach 1919 eng befreundet war. Sie vermittelte den Kontakt zur Familie Hertling, die den Nachlass bis heute im Familienbesitz bewahrt und nun großzügig für die Ausstellung zur Verfügung stellt. So kann Johannes Ilmari Auerbach erstmals mit einer Personalausstellung in Weimar vorgestellt werden.

In seiner Heimatstadt Jena wurde Auerbachs künstlerisches Talent früh entdeckt und durch die Familie, besonders den Onkel Felix Auerbach und seine Frau Anna gefördert, die sich 1924 ihr Wohnhaus von Walter Gropius bauen ließen.

Johannes Ilmari Auerbach, Entwurf für ein Bauhaus-Signet, 1919 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Johannes Ilmari Auerbach, Entwurf für ein Bauhaus-Signet, 1919 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Nach Notabitur und kurzem Kriegsdienst 1917/18 bewarb sich Auerbach an der Kunsthochschule in Weimar für ein Studium der Bildhauerei bei Richard Engelmann und wurde im April 1919 »automatisch« zu einem Bauhäusler der ersten Stunde wie seine Kommilitonen Marianne Brandt, Otto Lindig, Karl Peter Röhl oder Eberhard Schrammen. Sein Entwurf für das erste Bauhaus-Signet ähnelt dem Röhls und entfacht bis heute Diskussionen  über die Urheberschaft.

Nach einer Romwanderung gründete Auerbach 1920 mit Hugo Hertwig und weiteren Gleichgesinnten eine kommunistische Landkommune auf dem Lindenhof in Holstein. Dieses Abenteuer endete unglücklich mit Konkurs und dem Zerfall der Gruppe sowie dem Selbstmordversuch Auerbachs, den er glücklicherweise überlebte.

1921 wurde er durch die Familie Osthaus nach Hagen eingeladen und konnte dort eine bedeutende Linolschnitt-Folge schaffen, die im Folkwang-Verlag herausgegeben wurde. Es schloss sich der Auftrag für das Grabmal des gerade in Meran verstorbenen Folkwang-Gründers Karl Ernst Osthaus an.

Johannes Ilmari Auerbach, Akt, 1926 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Johannes Ilmari Auerbach, Akt, 1926 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Nach der Heirat mit Inge Harnack zog sich Auerbach 1922 in das Jagdschloss Kranichstein bei Darmstadt zurück und schuf neben plastischen Werken wegen der schwierigen wirtschaftlichen Situation auch kunstgewerbliche Arbeiten.

1925 siedelte er mit Unterstützung des Mäzens Franz Pariser nach Paris über und realisierte im selbst ausgebauten Atelier in wenigen Jahren ein umfangreiches bildhauerisches Werk, das im Salon d´Automne, dem Salon de l´Escalier und im Salon de Independants ausgestellt wurde.

Dabei pflegte er Kontakte zu den Bildhauern Charles Despiau, Moissey Kogan und Aristide Maillol. Andauernde wirtschaftliche Not – besonders seit der Weltwirtschaftskrise 1929 – belasteten die Familie und führten schließlich zur Scheidung des Ehepaars. Ausländerfeindliche Angriffe veranlassten Auerbach Ende 1932 zum fast fluchtartigen Verlassen Frankreichs in Richtung Hamburg.

Johannes Ilmari Auerbach, The Sound, 1925 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Johannes Ilmari Auerbach, The Sound, 1925 © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Als KPD-Mitglied schloss er sich dort einer antifaschistischen Widerstandsgruppe an  und wurde bereits im April 1933 verhaftet, danach mehrfach in Schutzhaft genommen  und schließlich wegen hochverräterischer Bestrebungen verurteilt und inhaftiert. Ende 1935 wurde er nach mehrfachen Misshandlungen aus dem KZ Hamburg-Fuhlsbüttel mit bleibenden gesundheitlichen Schäden entlassen.

Mit beeindruckenden Bildern aus der Haft und an seine zweite Frau, die Kunsthistorikerin Dr. Inge Fraenckel, die er 1936 heiratete, versuchte er, das Trauma zu verarbeiten.

Porträtfoto Johannes Ilmari Auerbach © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

Porträtfoto Johannes Ilmari Auerbach © Nachlass Johannes Ilmari Auerbach

1936 begann für das Paar der lange Weg ins Exil über Capri, Malta und Zypern nach England, das sie nach Beschaffung der Einreiseunterlagen schließlich im Oktober 1938 erreichten. Nach Ausbruch des Krieges diente Auerbach in der britischen Armee. 1946 siedelte er nach Oxford über, lehrte Bildhauerei an der City of Oxford Education Committee’s Art School und nahm seine bildhauerische Tätigkeit zwischen Abstraktion und Figuration wieder auf, bevor er viel zu früh 1950 einem Herzschlag erlag.

Die Ausstellung im Haus Am Horn findet in Kooperation mit dem Freundeskreis der Bauhaus-Universität Weimar e. V. statt  und schlägt noch einmal die historische Brücke zum Kunstverein Jena, wo Auerbach im Herbst 1925 erstmals ausgestellt wurde. Sie ist vom 13. August bis zum 30. Oktober 2016 jeweils mittwochs, samstags und sonntags zwischen 11 und 17 Uhr geöffnet.

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Wolfgang Holler

Geboren 1956, studierte Holler Neuere Geschichte, Philosophie, Publizistik und Kunstgeschichte in Münster, München und Florenz. 1983 wurde er mit einer Arbeit über Jacopo Amigonis Frühwerk promoviert. 1984 bis 1991 arbeitete er an der Staatlich Graphischen Sammlung München. 1991 wurde Holler leitender Direktor des Kupferstich-Kabinetts Dresden, ab 2002 zugleich stellvertretender Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Seit 2009 ist Wolfgang Holler Generaldirektor der Museen der Klassik Stiftung Weimar.