Exotische Gartenkunst in Weimar · Schlösser und Gärten
Von Neuholland über Weimar nach London: Eine wissenschaftliche Ehre für den Großherzog
Schon früh widmete sich Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757–1828) der Förderung der Künste und Wissenschaften, machte die Universität Jena zu einer bedeutenden Einrichtung und Weimar zu einem kulturellen Zentrum – auch für die botanische Forschung.
Von Nora Sophie Belmadani
Der Herzog war mit Goethes Hilfe für die Erweiterung des Botanischen Gartens Jena und für die Anlage eines botanischen Gartens in der Orangerie des Schlossparks Belvedere verantwortlich. Belvedere wurde für ihn ein Ort der privaten botanischen Sammelleidenschaft und Forschung. Im sogenannten Roten Turm, einem Anbau am Langen Haus, befand sich seine Gartenbibliothek. Die Gewächshäuser dienten ihm und auch Goethe für wissenschaftliche botanische Arbeiten.
Den Höhepunkt der botanischen Sammlung dokumentiert die Herausgabe des sogenannten „Hortus Belvedereanus. Oder Verzeichniss der Pflanzen, welche in dem Gross-Herzoglichen Garten zu Belvedere, bei Weimar, bisher gezogen worden, und zu finden sind, […]“, der ab 1820 in mehreren Auflagen erschienen ist. In diesem Katalog, der im Auftrag Carl-Augusts herausgegeben wurde, sind über 7900 Pflanzenarten verzeichnet, die in Belvedere kultiviert wurden. Der Hortus diente dabei nicht nur der Dokumentation des reichen Pflanzenbestandes, sondern sollte auch den Handel und Tausch mit Pflanzen und Samen ermöglichen. Hier war mit Prof. August Wilhelm Dennstedt ein professioneller Wissenschaftler als Herausgeber tätig. Gedruckt wurde das Werk im Weimarer Landes-Industrie-Comptoir des Verlegers Friedrich Justin Bertuch.
Carl August wurde 1817 Ehrenmitglied der Horticultural Society in London, der späteren Royal Horticultural Society. Zu dieser Ehre fertigte der britische Illustrator William Hooker (1779–1832) eine Ernennungsurkunde für ihn an, die mit weißen und gelben Rosen verziert war. Hooker hatte bei dem renommierten österreichischen Maler Franz Bauer (1758–1840) studiert und war von 1812 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1820 offizieller Künstler der Horticultural Society, wo seine floralen und fruchtigen Kompositionen sehr beliebt waren.Die Inschrift der Ernennungsurkunde liest sich wie folgt:
His Royal Highness, Charles Augustus, Grand Duke of Saxe Weimar-Eisenach, Landgrave of Thuringia, Margrave of Misnia, Prince and Count of Henneberg, Lord of Blankenhayn, Neustadt and Tautenburg.
Elected a Fellow of the Horticultural Society of London.
April 1. 1817
Die dargestellten Blumen sind eine Mischung aus „Rosa eglanteria“, auch Weinrose genannt, und „Rosa spinosissima L“, auch Bibernellrose genannt. Die wilden Rosen bilden eine sanfte Variation aus Gelb- und Weißtönen, die in einem harmonischen Einklang mit dem Grün des Rosenholzes und der Blätter steht.
Die Ehre, in die Horticultural Society of London aufgenommen zu werden, beruhte auch auf dem vom Großherzog in englischer Sprache veröffentlichten Beitrag „Account of a species of Casuarina growing in the gardens of Belvedere, near Weimar“, veröffentlicht in London von Bulmer & Co. Der Aufsatz wurde am 3. November 1818 in der Royal Society of London vorgetragen und diskutiert.Der Name der Pflanze, „Casuarina equisetifolia“, verweist auf ihre ursprüngliche Herkunft und leitet sich aus dem malaiischen Wort „kasuari“ ab. Die Gattung Casuarina, von der es circa 14 verschiedene Arten gibt, ist in ganz Ozeanien verbreitet, vor allem in Australien, Neukaledonien, Papua-Neuguinea und Südostasien. Die Pflanze wächst in Trockengebieten und passt sich an alle Bodentypen an. Darüber hinaus ist sie sehr salztolerant. Die Casuarina ist in der Lage, die Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen und für die Photosynthese zu verwenden. Der berühmte schwedische Naturforscher Carl von Linné beschrieb die Pflanzengattung 1759 zum ersten Mal. Die Casuarina ist eine typische Vertreterin der sogenannten Neuholländerpflanzen, das heißt Pflanzen aus Australien, für welche die Belvederer Pflanzensammlung berühmt war und die hier heute noch kultiviert werden.
Die Ernennungsurkunde der Horticultural Society ist ein wichtiges Zeugnis der wissenschaftlich- botanischen Tätigkeit des Herzogs Carl August. Eine Kopie der Urkunde wird im Rahmen der Ausstellung „Hüter der goldenen Äpfel“ im Gärtnerwohnhaus der Orangerie Belvedere gezeigt. Nähere Informationen finden Sie unter www.klassik-stiftung.de/gaertnerwohnhaus.
Auch interessant:
Das Gartenbuch der Fürstin Izabela Czartoryska
Der Hortus Belvedereanus in den Digitalen Sammlungen der Bibliothek
Der Beitrag des Herzogs Carl August über die Casuarina in den Digitalen Sammlungen der Bibliothek
Zum Weiterlesen: