Der Deutsche als Barbar
Propaganda im Ersten Weltkrieg | Folge 1
Die Staaten der Entente begannen bereits frühzeitig mit einer regen Propagandatätigkeit. Für Großbritannien war die Anwerbung von Freiwilligen besonders wichtig, da es zu Beginn des Krieges noch eine Berufsarmee besaß. Es gründete bereits im August 1914 mit dem ›War Propaganda Bureau‹ eine offizielle Behörde. Der völkerrechtswidrige Einmarsch des deutschen Heeres in das neutrale Belgien, die Gräueltaten an der Zivilbevölkerung, die Zerstörung von Kulturgütern sowie der uneingeschränkte U-Boot-Krieg lieferten die Motivik für die Propaganda.
Die Themen finden sich auf zahllosen Plakaten wieder:
Sie zeigen Deutsche als Barbaren, Hunnen, Tiere und Monster, die im Krieg plündern, vergewaltigen, verstümmeln und morden.
Nach dem Brand von Löwen und der Zerstörung der Kathedrale von Reims waren auf vielen Plakaten zudem brennende oder zerstörte Städte und Kirchen zu sehen. Auch Ausstellungen über tatsächliche und vermeintliche Verbrechen der Deutschen wurden plakativ beworben.
Ein solches Plakat aus Frankreich zeigt einen deutschen Soldaten als Meuchelmörder und Brandstifter vor einer Kirchenruine und brennendem Kruzifix. Ferner waren Kaiser Wilhelm II. und Darstellungen des preußischen Militarismus beliebte Motive der Propagandisten – vor allem in den Vereinigten Staaten, die den Krieg verstärkt mit der Begründung führten, das Deutsche Reich befreien zu wollen. Insbesondere nach dem Aufruf »An die Kulturwelt!« wurde Kultur zum Synonym für deutschen Militarismus und deutsche Barbarei.
Auf dem amerikanischen Plakat »Destroy this mad brute« ist die Gestaltung dessen beispielhaft umgesetzt:
Ein affenartiges Monster mit Pickelhaube schreitet vom zerstörten europäischen Kontinent auf das amerikanische Festland zu. In seiner rechten Hand trägt es eine blutverschmierte Keule mit der Aufschrift »Kultur«.
Die Propaganda der Alliierten, die auf eine Dämonisierung des Gegners zielte, erwies sich als wirksamer als die der Mittelmächte. Die deutschen Bilder verblassten gegenüber den plakativen und drastischen Motiven, die eine eindeutige Botschaft vermittelten.