Die Geschichte der Parkhöhle
Vor 20 Jahren, am 27. Februar 1997, wurde der erste Stollenabschnitt der Parkhöhle im Park an der Ilm als erd- und bergbaugeschichtliches Denkmal eröffnet. Heute zählt sie zum Kernbestand der Museen. Ein Ortsbesuch mit Karl-Heinz Schmidt.
»Eigentlich ist die Parkhöhle eine bergbauliche Stollenanlage, da sie nicht natürlich entstanden ist. Aber nur unter dem Namen Parkhöhle ist sie der Öffentlichkeit bekannt«, sagt Karl-Heinz Schmidt lächelnd. Auch für den Bauingenieur steht in diesem Frühjahr ein Jubiläum an: Seit 15 Jahren betreut er die Stollenanlage im Park an der Ilm.
Die Geschichte der Parkhöhle ist voller Wendungen und eng verknüpft mit der Stadtgeschichte Weimars. Ihren Anfang verdankt sie Carl Augusts Wunsch nach eigenem Bier. Zwischen 1794 und 1796 ließ er in 12 Metern Tiefe einen Stollen graben. So sollten einerseits die Brauereiabwässer unterirdisch gen Ilm geleitet werden und zusätzlich ein Keller für englisches Porter-Bier entstehen. Aus finanziellen Gründen musste dieses Projekt jedoch bald verworfen werden. Stattdessen wurde in den folgenden Jahren Sand und Kies für die Wege im Park abgebaut. Unterirdisch entstand so ein verzweigtes Tunnelsystem, oberirdisch wurde seit Ende des 18. Jahrhundert der Landschaftspark erweitert und gestaltet.
»Zwischenzeitlich wurde es immer wieder still um die Parkhöhle«, sagt Karl-Heinz Schmidt. Vereinzelt nutze die Hofgesellschaft sie für Wandelgänge, aber auch geologisch Interessierte, unter ihnen August von Goethe, kletterten in das Stollensystem hinab. Anfang des 20. Jahrhundert sollen dort Bauhäusler und Dadaisten Feste gefeiert haben.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mussten Kriegsgefangene und Häftlinge des KZ Buchenwald das Stollensystem ausbauen. Sogar eine unterirdische Befehlsstelle war angedacht, wurde aber nie fertiggestellt. Für die Bevölkerung diente die Höhle als Luftschutzbunker.
In den 70er Jahren schien das Schicksal der Parkhöhle besiegelt: Die Stadt begann, Teile der Anlage aus statischen Gründen zuzuschütten. »Glücklicherweise hat das Geld nicht gereicht. Vermutlich wäre sie sonst heute nicht mehr zugänglich«, sagt Karl-Heinz Schmidt.
Als ›Vater der Parkhöhle‹ in ihrer heutigen Form gilt der Geologe Professor Walter Steiner, der sie bereits seit den 60er Jahren erforschte. Mitte der 70er Jahre begann er gemeinsam mit dem Weimarer Bäckermeister Rudolf Dölle die Parkhöhle geologisch zu dokumentieren und damit ihren wissenschaftlichen Wert, aber auch ihre Bedeutung als Natur- und Geschichtsdenkmal herauszuarbeiteten. Kurz nach der Wende entstand die Idee, die Parkhöhle für Gäste zu öffnen, um die Ausstellung in Goethes Wohnhaus gewissermaßen zu erweitern; werden hier doch die mineralogische Sammlung und das geologische Interesse des Dichters erlebbar.
Im Oktober 1992 begann schließlich die »Konzertierte Aktion zur Rettung der Parkhöhle«. Die ersten untertägigen Bereiche konnten der Öffentlichkeit im Februar 1997 zugänglich gemacht werden. Ein bei den Trägern der Stiftung »eher ungeliebtes Kind« sei die Parkhöhle in den Anfangsjahren gewesen, da die Bewirtschaftung mit einem zunächst nicht exakt kalkulierbaren finanziellen Aufwand verbunden gewesen sei, erinnert sich Karl-Heinz Schmidt.
Heute ist der Erhalt der Parkhöhle gesichert. Seit mehreren Jahren gehört sie zum Kernbestand der Museen, mit stetig wachsenden Besucherzahlen. Über 15.000 waren es im vergangenen Jahr – ein neuer Rekord, auch dank verschiedener Veranstaltungen wie der Vortragsreihe »Dialoge mit der Erde« oder Adventskonzerten.
Karl-Heinz Schmidt hat auch nach 15 Jahren das Interesse an der Parkhöhle nicht verloren. »Spannend ist für mich das Zusammenspiel von Erdgeschichte, Weimarer Kulturgeschichte, den vielfältigen Interessen Goethes und den Begegnungen mit interessierten Besuchern«, sagt er. Das motiviere ihn, sich auch nach seinem Ruhestand im Mai weiter um die Parkhöhle zu bemühen.
Eng verbunden mit der im Beitrag erwähnten “Konzertierten Aktion zur Rettung der Parkhöhle” in den neunziger Jahren ist der Name unseres ehemaligen Leitenden Verwaltungsdirektors Herrn Manfred-Udo Schmidt, der inzwischen leider verstorben ist. Er war auch der Vorgänger von Karl-Heinz Schmidt als so genannter “Hohlraumbeauftragter” nach dem Bergbaugesetz.
Nach meiner Einschätzung, und ich habe über 10 Jahre “an seiner Seite” gearbeitet und sein Tun “live” miterlebt, gäbe es die Parkhöhle ohne seine damaliges Engagement heute nicht. Insofern sollte er in einem Beitrag zum “Werden” der Parkhöhle in jedem Fall auch (zumindest) Erwähnung finden.
Den Bemerkungen von Herrn Dähne ist aus meiner Sicht ohne Zweifel zuzustimmen. Ich habe seit dem Beginn meiner Übernahme der Objektverantwortung von den hinreichenden Erfahrungen von Herrn VD Schmidt in der Zusammenarbeit mit den bergtechnischen Fachbehörden und -betrieben sowie den Prämissen bei der Betreibung und Bewirtschaftung der Parkhöhle als Untertagemuseum profitieren können.