Schlicht und schön: Gartenmöbel in Zeiten der Weimarer Klassik. Foto: Verena Pohl | Klassik Stiftung Weimar
Gartenmöbel aus der Goethezeit
von Verena Pohl und Katja Pawlak
Schlicht, aber schön, weiß und aus Holz: Feines Mobiliar ziert Goethes Gärten. Die heutigen Nachbauten sind streng nach den Originalen gefertigt. Nun sind sie zurück in Weimar.
„Ganz simpel, aber schöne Formen“, so wünschte sich Goethe 1778 von seinem Zeichenlehrer Adam Friedrich Oeser ein paar Skizzen zu steinernen Garten-Bänkchen und zu einem Tisch „ein bisgen gothisch“. Es gibt mutmaßlich keine erhaltenen Zeichnungen zu den Entwürfen, die Oeser daraufhin anfertigte. Zu vermuten ist aber, dass sie nicht in Stein, sondern in Holz ausgeführt worden sind.

Die Goethebänke am Gedenkplatz für Charlotte von Stein im Garten von Goethes Gartenhaus, Lithografie von Margarete Geibel (1876-1955), vermutlich um 1900 entstanden. Foto: Klassik Stiftung Weimar
Holzbänke wurden zu dieser Zeit immer beliebter, da sie in kühleren Jahreszeiten nicht zu kalt zum Sitzen waren. In einer Inventarliste des Goethe-Gartens am Park an der Ilm von 1886 wurden weiß gestrichene hölzerne Gartensofas mit Armlehnen in Kissenform und vier weiße, runde dreibeinige Gartentische aufgeführt. Er stellte sie am Gedenkplatz für Charlotte von Stein auf.
Nicht alle Möbel hat der Dichter selbst gesehen. Einige stammen aus der Zeit, als sein letzter Nachfahre Walther von Goethe 1885 starb und das Goethe-Nationalmuseum ins Haus am Frauenplan einzog.
Dennoch kann davon ausgegangen werden, dass einige Entwürfe der Möbel von Goethe selbst stammen und Ausdruck seines persönlichen Geschmacks sind. In seinem Gartentagebuch, das er für Gräfin Auguste von Stolberg schrieb, berichtet Goethe am 18. Mai 1776, dass er Gartenmöbel entworfen hat.
Hocker-Rundbank und Lehnbänke
In Goethes Gärten sind neben den kleineren Goethebänken zwei weitere Bankmodelle zu finden. Die klassischen Bänke mit Rücken- und Armlehne waren um 1900 am halbrunden Sitzplatz mit Mosaikpflaster aufgestellt und wurden auch von der Grafikerin Margarete Geibel 1920 an diesem Platz dargestellt. Woher sie stammen, ist unklar. Anfang der 1970er Jahre wurden sie durch Hocker-Rundbänke ausgetauscht, da sie sich der halbrunden Form des Sitzplatzes besser anpassten.

Margarete Geibels Abbildung des Erdgeschosses im Goethe Gartenhaus um 1920. Sie liefert einen Blick auf die Bank am halbrunden mosaikgepflasterten Sitzplatz hinter dem Gartenhaus. Foto: Klassik Stiftung Weimar
Das Modell der Hocker-Rundbank stammt ursprünglich aus dem Hausgarten am Frauenplan. Vermutlich stammen sie aus der Zeit, in der das Goethe-Nationalmuseum das Haus und den Garten übernahm. Eine Radierung von 1821 ist die einzige Überlieferung von dem Modell einer Gartenbank des Hauses am Frauenplan. Es zeigt ein halbrundes Gartensofa mit Rückenlehne. Dieses Modell ist nicht erhalten geblieben.

Die Radierung ist die einzige Überlieferung eines Gartensofas in Goethes Hausgarten. Aus: „Radierte Blätter nach Handzeichnungen von Goethe“. Der Hausgarten. Holdermann, Carl Wilhelm und Lieber, Carl Wilhelm, 1821. Foto: Klassik Stiftung Weimar
Eine Blumenstellage für Christiane von Goethe
Auch besondere Pflanzen fanden auf Möbeln ihren Platz. Auf einer kolorierten Radierung von Eduard Lobe aus der Zeit um 1825 ist links unten eine Blumenstellage mit drei Ebenen dargestellt. Dies ist wahrscheinlich die einzige überlieferte Quelle, die dieses Modell in Goethes Gärten belegt. Goethe soll sie für Christianes Topfpflanzen haben bauen lassen.

Blumenstellage mit drei Ebenen. Ausschnitt aus der Radierung „Göthes Hausgarten zu Weimar. 1.2 Dessen Studierstube“ von Eduard Lobe, um 1825. Foto: Klassik Stiftung Weimar
Vermutlich wurden darauf im Frühling Goethes Aurikelsammlung und im Sommer Nelken und die aus Afrika neu importierten und auch in Belvedere in Mode gekommenen Pelargonien aufgestellt. Blumenstellagen sollten den Betrachtenden die Pflanzen und ihren Duft näherbringen.

Eine Blumenstellage mit drei Ebenen. Foto: Verena Pohl | Klassik Stiftung Weimar
Nachbauten zurück in Weimar
Die heutigen Nachbauten der Gartenmöbel aus der Goethezeit entstanden durch Vermessungen, die an den überkommenen Möbeln vorgenommen wurden. Vor zwei Jahren waren einige Nachbauten in der Ausstellung der Bonner Bundeskunsthalle „Goethe – Verwandlung der Welt“ zu sehen. In dem auf dem Dach der Bundeskunsthalle angelegten Garten sind wichtige Gestaltungsmerkmale von Goethes Weimarer Gärten ausgestellt gewesen, zu denen auch das Sitzmobiliar und die Blumenstellage gehörten.

Die Nachbauten der Möbel sind nun wieder in Weimar. Foto: Rita Osburg | Klassik Stiftung Weimar
Nun sind die Nachbauten der Möbel zurück in der Heimat. Dank Gelder aus dem Buga2021-EFRE-Projekt war es möglich, die Bonner Ausstattungen zu erwerben und sie erneut zu präsentieren – bis Mitte Oktober 2021 im Garten der Marstallstraße 3 in direkter Nachbarschaft zum Kirms-Krackow-Garten. Auch nach der Ausstellung kann man die Nachbauten der Möbel in den Gärten am Frauenplan und am Gartenhaus bewundern.
Übrigens: Zu den Nachbauten gehört auch ein Gartentor, das nicht in der Ausstellung präsentiert wird, sondern am Gartenhaus im Park zu sehen ist. Der Entwurf zu diesem Tor stammt von Clemens Wenzeslaus Coudray.
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