»dein Gedicht eine unvollkommene Sühne«

Georg Trakl

»Gefühl in den Augenblicken totenähnlichen Seins
Alle Menschen sind der Liebe wert
Erwachend fühlst du die Bitternis der Welt
darin ist alle deine ungelöste Schuld
dein Gedicht eine unvollkommene Sühne«

Georg Trakl (1887–1914) gab diesen auf einen Zettel geschriebenen Text seinem Verleger Ludwig von Ficker, als sie sich am Bahnhof am 24. August 1914 verabschiedeten. Trakl wurde zu Beginn des I. Weltkrieges als Militärapotheker in das österreichisch-ungarische Heer eingezogen. Verzweifelt ob der unmittelbaren Kriegsgräulen, welchen er im Lazarett von Grodek (Galizien) ausgesetzt war, schied Georg Trakl am 3. November 1914 aufgrund einer Überdosis Kokain aus dem Leben.

Ent.: PIPER, Ernst: Nacht über Europa. Kulturgeschichte des Ersten Weltkriegs, Berlin 2013, S. 16f.