Dagmar Schipanski, © CDU Thüringen

Klassik Stiftung Weimar trauert um Dagmar Schipanski

Mit großer Hochachtung und tief empfundenem Dank erinnert die Klassik Stiftung Weimar an Dagmar Schipanski, die von 1999 bis 2004 als Vorsitzende des Stiftungsrates die Geschicke der Stiftung und ihrer Vorgängerinstitution mit hohem Sachverstand, aber auch mit Herz und Leidenschaft geleitet hat. Dagmar Schipanski starb am 7. September im Alter von 79 Jahren nach kurzer, schwerer Krankheit.

„Dagmar Schipanski lenkte die Geschicke der Stiftung in einer bewegten Umbruchssituation,“ würdigt Stiftungspräsidentin Ulrike Lorenz das Wirken der ehemaligen Stiftungsratsvorsitzenden. „Sie gestaltete gemeinsam mit Bund und Stadt Weimar tatkräftig die Basis für die folgende, auch durch ein Gutachten des Wissenschaftsrats motivierte, Neustrukturierung der Klassik Stiftung Weimar.“ Dagmar Schipanski übernahm ihre Aufgabe im Stiftungsrat Ende 1999, als Weimar Kulturhauptstadt Europas war und sieben Millionen Menschen aus vielen Ländern nach Thüringen kamen, um die Wirkungsstätte von Goethe, Wieland, Schiller und Herder, aber auch die Gedenkorte an die Verbrechen des Nationalsozialismus zu besuchen. Für die CDU-Politikerin, ehemalige Präsidentin des Thüringer Landtags und überzeugte Demokratin war die Auseinandersetzung mit der Geschichte die unumstößliche Basis für ein geeintes Deutschland und die Zukunft Europas. Im selben Jahr wurden die Klassikstätten in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen und mit Unterstützung von Dagmar Schipanski das Kolleg Friedrich Nietzsche gegründet.

„Es war bei diesen, für die heutige Klassik Stiftung Weimar entscheidenden Jahren von unschätzbarem Wert, mit Frau Schipanski als überaus engagierter Stiftungsratsvorsitzenden die Weichen zu stellen“, erklärt Thomas Leßmann, Vize-Präsident der Stiftung. „Die Grundlagenarbeit für die spätere bauliche Konsolidierung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sowie die strukturierende Fusion der Stiftung mit den Weimarer Kunstsammlungen – um nur zwei Beispiele zu nennen- wären ohne Ihren überragenden Einsatz kaum vorstellbar.“

2002 bis 2003 begleitete sie auf konstruktive und stets Verständigung anstrebende Art die Fusion der Stiftung Weimarer Klassik und der Kunstsammlungen Weimar, aus der die heutige Klassik Stiftung Weimar hervorging. Kurz nach diesem hoffnungsvollen Start stand die Herzogin Anna Amalia Bibliothek 2004 in Flammen und Dagmar Schipanski, die seit dem Jahr 2000 an den Planungen zur Erweiterung der Bibliothek mitwirkte, steuerte durch diesen traurigen Tiefpunkt in der Geschichte des Hauses.

Der damals amtierende Direktor der Herzogin Anna Amalia Bibliothek Michael Knoche erinnert sich: „Unter der Leitung von Frau Schipanski hat der Stiftungsrat 1999 beim Architektenwettbewerb für die Erweiterung der Forschungsbibliothek mit dem Tiefmagazin für den besten Entwurf votiert, der seine Qualitäten bis heute jeden Tag aufs Neue beweist. Die bauliche Neuordnung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek war ein Kraftakt, dessen Dringlichkeit durch den Brand der Bibliothek im Jahr 2004 noch einmal offensichtlich wurde. Frau Schipanski hat die Entscheidungsprozesse organisiert, dafür bin ich ihr auch persönlich dankbar.”

Auch lange nach ihrem Ausscheiden als Stiftungsrats-Vorsitzende engagierte sich Dagmar Schipanski detailliert für Anliegen der Stiftung. Die Freundesgesellschaft des Goethe- und Schiller-Archivs hebt hervor: „Dagmar Schipanski begleitete seit 2013 mit Engagement und Interesse als Mitglied im Kuratorium der Freundesgesellschaft die Geschicke des Vereins und des Goethe- und Schiller-Archivs. In den Zusammenkünften des Kuratoriums galt ihr Interesse besonders der Digitalisierungsstrategie des Goethe- und Schiller-Archivs im Allgemeinen und im Speziellen für das interakademische Projekt PROPYLÄEN. Wir lernten in diesen Sitzungen ihre konstruktive, zielorientierte und herzliche Art schätzen. Zudem freuten wir uns über Frau Schipanskis Teilnahme an den jährlichen Sommerfesten im Goethe- und Schiller-Archiv und zuletzt über ihre Teilnahme an der Festversammlung zum 125-jährigen Bestehen des Archivs im Juni 2021.“

Mit Dagmar Schipanski verliert Deutschland, Thüringen und insbesondere Weimar eine leidenschaftliche und mutige Kämpferin für die deutsche Einheit, für Demokratie und die Freiheit von Kunst und Wissenschaft.

Die Trauerfeier fand am 24. September 2022 um 13 Uhr in der St.-Jakobus-Kirche in Ilmenau statt.