Kosmos Weimar · Fundstück
Schloss Kochberg im Blumenrausch
Welchen Schatz wir unter der Blumentreppe in Schloss Kochberg entdeckt haben und wofür Blumentheater seinerzeit angelegt wurden…
Pünktlich zu den Thüringer Schlössertagen haben die Mitarbeiter der Klassik Stiftung ein ganz besonderes Kleinod saniert: die Blumentreppe im Garten des Schlosses Kochberg.
Angelika Schneider, Referentin für Gartendenkmalpflege:
»Das Blumentheater, bestehend aus der Blumentreppe und ornamental angelegten Blumenbeeten, ist etwas ganz Besonderes. Bis heute ist uns keine vergleichbare Anlage in Deutschland bekannt beziehungsweise erhalten.«
Vermutlich sei es zwischen 1820 und 1840 von Karl von Stein gebaut worden, der auch das ehemalige Gewächshaus zum Liebhabertheater umgebaut habe.
Mit solchen Anlagen wurden zur Zeit der Blumisten, die sich der Blumenzucht als Kunst widmeten, die reichhaltigen Pflanzensammlungen präsentiert. Dabei handelte es sich immer um besonders schön blühende Arten und Sorten, wie beispielsweise Nelken und Rosen.
Heute stehen die Kochberger Blatt- und Duftpelargonien-Sammlung und verschiedene mediterrane Topfpflanzen auf den Sandsteinstufen. Sitzbänken vor der »Etagere« laden zum Verweilen ein, zum näheren Betrachten der Blüten und um ihren Duft zu genießen. Angelika Schneider:
»Man begibt sich regelrecht in einen Duft- und Blütenrausch.«
Es besteht aber auch die Möglichkeit, oberhalb der Blumentreppe im Leinwandhäuschen zu sitzen und den Blick über die ornamentalen Blumenbeete, das idyllisch liegende Dorf bis in die hügelige Landschaft schweifen zu lassen.
Notwendig wurde die Sanierung durch starken Regen vor zwei Jahren, der noch vor dem großen Ilmhochwasser den Park massiv beschädigte.
Die aus Sandsteinquadern bestehende Blumentreppe musste zunächst komplett abgebaut werden, damit jeder der stark mit Moos bewachsenen Steine gründlichen gereinigt werden konnte. Die rötlich wirkende Färbung des Sandsteins war Ergebnis des eisenhaltigen Wassers, das aus dem Berg tritt.
Zufällig entdeckten die Landschaftsbauer beim Abtragen der Blumentreppe einen kleinen Schatz: einen Porzellan-Teller aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, den Susanne Schroeder, Kustodin für Kunstgewerbe der Stiftung, der Thüringer Manufaktur Rauenstein zuordnet. Nach persischem Vorbild zeigt er ein blaues Blumenmuster, in dessen Mitte sich ein kleiner Vogel befindet.