Der Künstler Gerd Kanz vor einer seiner Skulpturen in der Orangerie Belvedere

Blick in das Lange Haus der Orangerie Belvedere

Tempelruinen im Dschungel der Orangerie

Die Orangerie Belvedere hat sich in einen Dschungel verwandelt. Wie Ruinen blitzen Skulpturen aus dem Dickicht hervor und erinnern an verfallene Bauten der Inkas oder Mayas. Zwischen den großen Blättern der Paradiesvogelpalmen und den Blüten der Kamelien verbergen sich die Kunstwerke von Gerd Kanz. „Hier wirken meine Arbeiten ganz anders als in einer Galerie, viel mythischer“, sagt der Künstler, der sich auch als „besessenen Gärtner“ bezeichnet.

Blick in das Lange Haus der Orangerie Belvedere

Blick in das Lange Haus der Orangerie Belvedere

In erster Linie aber ist Gerd Kanz Maler. Geboren 1966 in Erlangen, studierte er von 1987 bis 1993 Malerei an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg. Aber er malt nicht auf Leinwände oder mit Tusche und Feder. Kanz malt mit seinen Händen. Seine Leinwände sind Holzplatten, die er mit Hammer und Stechbeitel bearbeitet. Er gräbt sich tief in das Holz, führt immer wieder dieselben Bewegungen aus und mache sich so das Material zu eigen. „Ich füge dem Holz Verletzungen zu, lasse Narben entstehen und verarzte sie gleich darauf wieder“, sagt er. Für ihn sei das Schaffen eine spirituelle Tätigkeit.

Mit seinen Skulpturen experimentiert der Maler nun im dreidimensionalen Raum. „Ich lasse mich intuitiv vom Material leiten und beobachte, was unter der Arbeit meiner Hände entsteht“, erzählt Kanz beim Gang durch die Ausstellung. Mit Metallpigmenten, Eisenmehl, Rost- und Goldtönen verleiht er den Skulpturen eine ständig wechselnde Farbigkeit. Es entsteht eine Art metallenes Aquarell.

Skulptur von Gerd Kanz in der Orangerie Belvedere

Skulptur von Gerd Kanz in der Orangerie Belvedere

Gerd Kanz‘ Skulpturen wirken wie verwinkelte Gebäude und Galerien aus längst vergangenen Zeiten. Sie wachsen aus dem Boden, strecken sich dem Himmel empor und verzweigen sich immer weiter. Für den Künstler ein Sinnbild des Lebens, denn jeder Mensch kenne Tiefpunkte und Zeiten, in denen er nach neuen Wegen suchen müsse.

Am Ende des Weges durch die Orangerie hängt ein großes Tafelbild. Auf den ersten Blick erinnern die Einkerbungen im Holz an eine zarte Blüte, die aus einem festen Wurzelwerk entwächst. Gleichzeitig wirken die grünlichen Farben morbide. „Bei meinen Arbeiten muss man genau hinschauen, auch noch ein zweites Mal und ein drittes Mal“, sagt er. Die Werke von Gerd Kanz bieten Spielraum für Interpretationen. Ihr Geheimnis geben sie nicht sofort preis.

Skulptur und Wandbild von Gerd Kanz in der Orangerie Belvedere

Skulptur und Wandbild von Gerd Kanz in der Orangerie Belvedere

Corona-Prävention: Ab Montag, 16. März 2020, schließt die Klassik Stiftung Weimar bis auf Weiteres alle ihre Museen und Einrichtungen. Auch sämtliche Veranstaltungen entfallen bis auf Weiteres.

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