Tablett aus Goethes Medaillensammlung. Foto: Klassik Stiftung Weimar

Den Glanz des Goldes online erleben

von Dr. Sebastian Dohe

Heraus aus dem Schattendasein: Die Klassik Stiftung digitalisiert all ihre Münzen und Medaillen – immerhin 24.000 Stück. Das freut Experten und Hobbyforscher.

Nach Golde drängt,

Am Golde hängt

Doch alles. Ach wir Armen!

Goethe, Faust I

Münzen und Medaillen fristen oft ein museales Schattendasein – ganz im Gegensatz zu ihrer Bedeutung für die Menschen vergangener Jahrhunderte. Bare Münze war für alle, egal ob arm oder reich, ein unverzichtbarer Bestandteil, um das Leben zu bestreiten. Die Mächtigen verkündeten mit ihnen Botschaften und Zeichen der Autorität, denn nicht anders als heute war Geld eine Sache der Überzeugung und des Vertrauens.

Wer eine Botschaft oder ein Bildnis für die Ewigkeit festhalten wollte, tat dies in Form einer Medaille: Urkunden auf Papier oder gemalte Porträts mochten früher oder später dem Zahn der Zeit erliegen, Medaillen aus Bronze, Silber und Gold dagegen waren unverwüstlich.

Gelehrten galten sie daher auch als besonders authentische Quelle des Wissens, um die Vergangenheit zu erforschen. Und von so manchem Herrscher wissen wir nicht mehr, als uns eine Münze überliefert hat. Schließlich hatte zu den edlen Metallen jeder einen Bezug – egal ob Fürst, Gelehrter, Handwerker oder Bauer.

Den verführerischen Glanz einer Goldmünze in der Hand und das Versprechen auf Reichtum verstand jeder und über jede Sprache hinweg. Weltweit waren Edelmetalle geschätzt und sind es heute mehr denn je, versprechen sie uns doch besonders stabile Werte.

Ulrich Ursenthaler nach Lucas Cranach d. Ä., Medaille auf Friedrich den Weisen zu zwölf Dukaten, 1512. Foto: Klassik Stiftung Weimar

Ulrich Ursenthaler nach Lucas Cranach d. Ä., Medaille auf Friedrich den Weisen zu zwölf Dukaten, 1512. Foto: Klassik Stiftung Weimar

Wen wundert es daher, dass Münzen und Medaillen seit fünfhundert Jahren ein begehrtes Sammelobjekt darstellen. Heute pflegen und bewahren die Museen der Klassik Stiftung drei Sammlungen: das ehemalige Herzogliche Münzkabinett, die private Sammlung von Johann Wolfgang von Goethe und die Sammlung des Goethe-Nationalmuseums.

Sie alle hängen zusammen: Die Herzöge und Großherzöge trugen eine kleine, aber feine Sammlung zusammen, die als Teil der Bibliothek verwaltet wurde und vor allem ein Abbild der Geschichte der eigenen Dynastie darstellte – von Belegmünzen aus dem beherrschten Territorium bis hin zu prächtigen Schauobjekten berühmter Ahnen. Hierzu zählt auch eine beachtliche Anzahl an Stempeln, mit denen die Linie Sachsen-Weimar ihre Münzen prägte.

Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (Auftraggeber), Taler auf den Wiederaufbau des Weimarer Residenzschlosses, 1652. Foto: Klassik Stiftung Weimar

Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (Auftraggeber), Taler auf den Wiederaufbau des Weimarer Residenzschlosses, 1652. Foto: Klassik Stiftung Weimar

Goethe kannte die herzogliche Sammlung bestens und baute seine eigene Sammlung nicht als Konkurrenz, sondern ergänzend auf, indem er sich vor allem für die Renaissance und für Medaillen als Quelle authentischer Bildnisse interessierte.

Das Goethe-Nationalmuseum, das diese Sammlung übernahm, ergänzte sie wiederum um Zeugnisse der Dichter-Verehrung des 19. und 20. Jahrhunderts, die eine wahre Flut an Jubiläums- und Gedenkmedaillen hervorbrachte.

In der bewegten Geschichte des 20. Jahrhunderts wurden die Sammlungen getrennt verwaltet und sind erst in der Klassik Stiftung wieder institutionell vereint, sodass sie auch ein Spiegel ihrer Geschichte als wissenschaftliche Einrichtung darstellen. All diese Schätze und ihre Geschichten sollten daher nicht in Schränken schlummern.

Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (Auftraggeber), Stempel für die Vorderseite eines Talers auf den Wiederaufbau des Weimarer Residenzschlosses, 1653. Foto: Klassik Stiftung Weimar

Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar (Auftraggeber), Stempel für die Vorderseite eines Talers auf den Wiederaufbau des Weimarer Residenzschlosses, 1653. Foto: Klassik Stiftung Weimar

Das Projekt „MünzeMachtWissen“, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, digitalisiert bis November 2023 alle Münzen und Medaillen der Museen der Klassik Stiftung, insgesamt etwa 24.000 Objekte, und macht sie so der Öffentlichkeit zugänglich. Den Glanz des Goldes kann dann jeder online erleben. Erstmals werden die Sammlungen vollständig sichtbar, zahlreiche bislang unbekannte Objekte erschlossen und die Sammlungen als Ganzes ebenso wie in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit erforschbar. Das Projekt adressiert nicht nur die Fachwelt, sondern auch die an der Münzkunde interessierten Hobbyforscher.

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Das Projekt wird gefördert vom BMBF.

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